Silber-Grusel-Krimi Nr. 332: Im Jungbrunnen von Taori
Silber-Grusel-Krimi Nr. 332: Im Jungbrunnen von Taori


Bevor der Morgen graute, verwandelte sich die Insel in einen lichterloh brennenden Urwaldriesen. Die Dämonen der Dunkelheit brüllten. Schwefelgelbe Blitze legten einen glühenden Ring tödlichen Feuers um die Felsen. Wabernde Lavamassen bahnten sich ihren Weg in die See. Das Wasser begann an den Uferstreifen zu kochen, die Fischherden flohen von ihren vertrauten Laichplätzen. Allen voraus die rasend schnellen Haie. Panik überfiel die Bewohner der Insel. Sie rannten aus ihren Hütten und wandten sich den Bereichen des Strandes zu, die von der glühenden Lava noch nicht erreicht waren. Das Unglück kroch über Taori wie das allesverschlingende, gierige Maul einer Bestie. Beim ersten Vulkanausbruch faßte sich Terhera, der Häuptling und Medizinmann des Taori-Stammes, ein Herz, unterdrückte die aufkeimende Angst und packte mit entschlossenem Griff das vor seiner Strohhütte angebundene Zicklein. Das Tier schrie gequält, als ahne es, was ihm bevorstand. Terhera stieß schnaubend die Luft aus und eilte zum Strand, wo sich die Männer seines Stammes verkrochen hatten, ohne daran zu denken, sich den Naturdämonen durch einen Zauber zu widersetzen.


von Uwe Anton, erschienen am 27.01.1981, Titelbild: ???