Silber-Krimi Nr. 983: Morose und die Kopflosen
Silber-Krimi Nr. 983: Morose und die Kopflosen


Zwei Uhr nachts. Die dunkle Limousine stoppte kurz vor den Platanen urweit des Eschenheimer Turmes in Frankfurt. Der Fahrer riß vorsichtig ein Kuvert auf, nahm einen kleinen Zettel heraus, entfaltete ihn und las: "Siamesischer Tempel." Der Mann nickte. Eine günstige Stelle! Ob die Fracht noch in Ordnung war? Ex warf vorsichtig einen Blick zum Fenster hinaus, aber um diese Zeit war der Platz um den mittelalterlichen Turm fast menschenleer. Dann schaute der Mann hinter sich. Einer der rückwärtigen Sitze war herausgenommen. An seiner Stelle stand ein länglicher Gegenstand, mit einer Plane bedeckt. Er ragte bis in den Kofferraum. Es war ein Sarg. Natürlich war die Fracht noch in Ordnung! Aber man nannte ihn nicht umsonst den Pedanten. Es mußte alles hundertprozentig stimmen. Hoffentlich saßen dem Mann im Sarg das Smokinghemd und die schwarze Krawatte noch richtig. Das war bei jemand, der keinen Kopf mehr hatte, ein gewisses Problem. Der Mann ließ den Motor wieder laufen. Vor ihm öffnete sich die lange Eschersheimer Landstraße. Richtung Norden, dem Taunus zu. In einer halben Stunde wollte er am Ziel sein.


von Simon Sarg, erschienen am ???, Titelbild: R.S. Lonati