Im Gespräch mit Rainer "Larry Brent" Schmitt


Rainer SchmittFH: Ich bedanke mich erst einmal ganz herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben mir einige Fragen zu beantworten. Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen beziehungsweise wie kamen Sie dazu Hörspielrollen zu übernehmen?

RS: Ich bin irgendwann mal auf die Schauspielschule gegangen. Hier in Hamburg auf die staatliche Hochschule für darstellende Kunst. Das ist schon fast 40 Jahre her. Das ist wirklich unglaublich. Dann bin ich nach drei Jahren Studium Schauspieler geworden. Dort habe ich auch eine Zeit lang Theater absolviert.

Ich habe aber in meiner Schauspielschulzeit schon eine Mikro-Prüfung beim NDR abgelegt, das gibt es heute gar nicht mehr.

Damals war es so, dass man dort vorstellig werden konnte als Schauspieler und da haben sich die Regisseure alle zusammengetan und sich beraten, wen sie gebrauchen konnten. Und da habe ich schon mit siebzehn oder achtzehn meine ersten Funksachen gemacht beim Hörfunk. Das waren dann so Hörspiele für den Schulfunk und normale Hörspielfeature.

So kam ich zum zweiten Gleis, was man als Schauspieler fährt, neben Film, Fernsehen und Theater.

Ein Kollege vom Altona-Theater damals, mit dem ich hier angefangen hatte, der war Regisseur und machte sehr viele Hörspiele; ich weiß allerdings nicht mehr wie das Label hieß. Und da haben wir etliche Sachen gemacht, auch während meiner Theaterzeit. Ich bin dann manchmal nach Hamburg gefahren und hab dann hier meine Hörspiele aufgenommen. Was das aber alles war, weiß ich nicht mehr. Das ist viel zu lange her.

Da gab es das Label EUROPA schon, und da war das auch schon so, dass ich viel für die Heikedine, also Frau Körting gemacht habe. Ich weiß aber eigentlich nur noch von der LARRY BRENT-Geschichte, weil wir das jetzt als Hörbuch machen. Alles andere habe ich längst vergessen. WENDY, war so eine Pferdeserie für Teenager, in der ich den Erzähler gemacht habe.

KARUSSELL war ein Label da haben wir die "Ampelmännchen" gemacht, eine relativ erfolgreiche Serie über Verkehrsaufklärung für Kinder.

Dann gab es natürlich auch mal ein Hörspiel für Erwachsene, eine Reihe über klassische Komponisten, kann ich mich erinnern, da war auch Manfred Krug dabei. Für die deutsche Grammophon, für die habe ich beispielsweise Märchenhörspiele gemacht.


FH: Auf jeden Fall schon sehr Umfangreich.

RS: Ja, schon sehr umfangreich, aber auch mit vielen Pausen über Jahre hinweg, wo ich Theater gespielt oder eben nur noch gedreht habe. Also es war nicht so, dass ich jedes Jahr ganz viele Hörspiele aufgenommen habe.


FH: Als LARRY BRENT haben Sie Hörspielgeschichte geschrieben und es gibt glaube ich kaum einen Fan dieser Serie, der sich einen anderen Sprecher in dieser Rolle vorstellen kann. Wie sind Sie an die Rolle von LARRY BRENT herangekommen. Gab es ein Casting oder wie habe ich mir das vorzustellen?

Larry Brent Hörspiel Nr. 1: Irrfahrt der SkeletteRS: Nein, es gab kein Casting. Ich weiß, dass Douglas Welbat die Bücher geschrieben hat, die Hörspielfassung von LARRY BRENT, und der war wiederum ein Freund von mir. Wie Douglas von Frau Körting den Auftrag bekommen hat weiß ich allerdings nicht.

Douglas hat immer geschrieben, auch Kabarett-Sachen, und er kannte immer Gott und die Welt. Seine Eltern waren beide ebenfalls erfolgreiche Schauspieler, insofern hat er vielleicht da Connection bekommen zu dieser Hörspielszene, das weiß ich nicht genau.

Jedenfalls rief er mich irgendwann an oder wir haben uns getroffen und meinte "Ich habe da eine Reihe geschrieben und führe auch die Regie, hast Du da nicht Lust mitzumachen?"

Ich weiß gar nicht ob er die Regie auch geführt hat, ich glaube das war die Frau Körting allein.

Und dadurch bin ich an LARRY BRENT gekommen. Das hab auch ich in sofern gerne gemacht, als ich die Dialoge sehr lustig fand und die Geschichten ganz witzig waren. Das war so geschrieben, dass es mir eigentlich Spaß gemacht hat. Ich habe die Hefte nie gelesen. Die Hörspiele waren prima, aber die Hörbücher gefallen mir nicht so ausnehmend gut. Die sind sprachlich sehr ungeschliffen mit einem schlechten, falschen Deutsch. Man hat sich bei EUROPA dazu entschieden Trash zu machen, also machen wir halt Trash.

Ja so kam ich zu Larry Brent und zu der Hörbuch-Geschichte. Natürlich macht auch die insofern Spaß, weil man in verschiedene Figuren schlüpfen kann und man als Schauspieler komödiantisch sich austoben kann. Man hat ja bis zu zwanzig Rollen in so einer Geschichte. Aber die Hörspiel-Geschichte hat mir mehr Spaß gemacht und ich hätte mir gewünscht, dass es weitergegangen wäre. Ich bin natürlich der Meinung, dass ich mich in meinem Alter nicht mehr so jung wie Larry Brent anhöre, deswegen halte ich das auch nicht für so geschickt. Aber TKKG und die DREI FRAGEZEICHEN wurden ja auch neu aufgelegt. LARRY BRENT wollte man da nicht haben. Warum, kann ich ihnen nicht sagen.


FH: Anfang dieses Jahrtausends wurden die alten Hörspiele neu aufgelegt und es kamen sogar vier neue heraus. Wie war es für Sie als Schauspieler mit den Kollegen, wie Heidi Schaffrath (Morna Ulbrandson) und Henry König (Iwan Kunaritschew), erneut vor dem Mikro zu stehen oder haben sie sowieso noch Kontakt zueinander?

Wir haben sowieso noch Kontakt. Henry König habe ich hin und wieder im Synchronstudio gesehen. Sein Sohn Nico König ist auch ein Synchronkollege, von daher weiß ich immer wie es dem Vater geht. Die Mutter, also die Frau von Henry, Antje König, ist eine Kollegin, die mit mir auf der Schauspielschule war.

Und Heidi Schaffrath kenne ich auch genau so lange, nämlich aus meiner Zeit beim Altona-Theater, da schließt sich der Kreis wieder.

Und wir Sprecher untereinander in Hamburg, Synchron, Hörspiel, halt alles was mit Audio zu tun hat, wir kennen uns eigentlich alle irgendwie. Manchmal sind wir Freunde, manchmal nur gute Bekannte. Aber in dem Falle, mit Heidi bin ich sehr gut befreundet und mit Henry auch.


FH: Fast schon analog zu den Rollen.

RS: Ja, so ähnlich (lacht).


FH: Hatten Sie Probleme sich wieder mit der Rolle als smarter Geheimagent zu arrangieren?

Larry Brent Hörbuch Nr. 1RS: Ja, schon. Also jein. Ja, natürlich allein wegen dem Problem mit dem Alter, weil ich mich natürlich mit 30 anders gefühlt habe als jetzt mit Ende 50. Der Sprung, der in der Stimme war, das Kecke, Unbekümmerte und Freche, dass war nicht wiederherzustellen. Ich habe auch nicht versucht das zu kopieren. Ich habe nicht wieder reingehört in die alten Produktionen. Ich habe gesagt ich versuche so zu klingen wie damals, aber ich kann ja nicht Kreide fressen. Und zwanzig Jahre Rotwein trinken und Rauchen hinterlässt nun einmal Spuren auf der Stimme. Ich rauche jetzt nicht mehr, aber ich habe lange Zeit geraucht.

Bei den Hörbüchern geht es insofern, weil es dort ja ein Erzähler ist. Da meinte EUROPA bzw. SONY, dass wäre doch ganz angebracht, wenn der Larry Brent selber lesen würde. Ich hätte das genauso gut gefunden, wenn das ein ganz anderer gelesen hätte. Ich spreche ja nicht nur Larry Brent, sondern zig andere Rollen. Ich denke für diejenigen, die damals als junger Mensch LARRY BRENT gehört haben und damit groß geworden sind, dass die eigentlich enttäuscht sein müssen, wenn die bekannte Stimme nicht mehr so klingt wie früher. Also ich habe mich schon schwer dazu bereit erklärt. Es hieß ja es sollten noch Hörspiele kommen, da habe ich gesagt "gerne" und es sollte eine Tournee gemacht werden, wie bei den DREI FRAGEZEICHEN mit Live-Lesung auf der Bühne. Das hätte ich sehr gerne gemacht. Dann hat man mir gesagt, das Hörspiel, es war irgendwas mit Wien, mit dem Kaffeehaus (Das Hörspiel hieß "Das Horror-Palais von Wien" und erschien als LARRY BRENT-Folge 17; Anm. des Interviewers), sollte auf der Bühne nur abgespielt werden. Da würden dann Lautsprecher und Dekoration vom Wiener Kaffeehaus stehen und ich sollte Autogramme geben und die Ansage machen HERZLICH WILLKOMMEN, ICH BIN LARRY BRENT. Das lehnte ich dann ab, weil auch das Honorar nicht angemessen war. Ich sollte mit den Technikern im LKW mitfahren und die Zeiten sind einfach vorbei. So was hat man mal mit zwanzig gemacht. Aber wenn SONY das als Hörspiel gemacht hätte, mit einer anständigen Gage und guten Hotels in großen Städten in Deutschland, dann hätten sicherlich Henry (König) und Heidi (Schaffrath) mitgemacht und ich hätte auf jeden Fall mitgemacht. Dazu konnte sich SONY aber nicht durchringen. Das war ihnen einfach zu teuer.

Dann kam diese Idee mit dem Hörbuch, wo ich erst gesagt habe, da muss ich erst drüber schlafen und ich finde es auch ausgesprochen anstrengend. Wie gesagt, es macht wohl Spaß in diese verschiedenen Figuren zu schlüpfen, aber es ist wahnsinnig anstrengend, weil es eben ein anderes Deutsch ist, wie ich es auf der Schule gelernt habe und spreche und ich bringe es nur schwer über die Lippen. Ich sage mal ein Sonett von Shakespeare liest sich für mich zehn oder hundertmal einfacher, oder eine Geschichte von Kleist oder Lessing. Alles das ist leichter als ein Dan Shocker-Roman. Er hat, wie ich heute weiß, eine Folge in zwei Tagen geschrieben oder ein Heft in drei Tagen. Er hat zwar eine blühende Fantasie, das ist auch ganz prima, aber der deutschen Sprache war er nicht so mächtig und insofern tue ich mich schwer und hab da immer so meine Schwierigkeiten. Ich bin vier bis fünf Tage pro Folge im Studio und das wird auch nicht so supergut bezahlt.

Das wäre jetzt auch gar nicht so wichtig. Es muss angemessen bezahlt werden und das ist es halbwegs, aber es ist nicht gut bezahlt. Und ich weiß auch nicht wie die Hörbücher ankommen und ob wir weitermachen.


FH: Wie bereiten Sie sich generell auf eine Rolle vor? Sie haben gesagt, dass Sie die Hefte nicht gelesen haben, aber beschäftigen Sie sich schon mit den Rollen?

Hätte ich damals gewusst, dass es das in Heftform gibt, hätte ich sicher ein oder zwei Romane gelesen.

Ich habe später mal Douglas Welbat gefragt, wer Dan Shocker ist, aber ich kann mich nicht erinnern, dass er sagte, es gäbe solche Heftchen.

So ist es aber, dass wir alle, wir Sprecher, wenn wir so ein Hörspielmanuskript im Briefkasten vorfinden und es lesen sofort die Fantasie spielen lassen. Bei mir war es halt so, dass man natürlich bei so einem Agenten an James Bond denkt und an den damaligen James-Bond-Darsteller Sean Connery. Nicht um die zu imitieren, sondern um zu verinnerlichen, dass ist auch ein Special-Agent.

Ansonsten ergibt sich das, wenn der Text gut geschrieben ist, automatisch wie man das sprechen muss. Etwas anderes ist es, wenn man eine literarische Vorlage hat, wie HERR DER RINGE. Da fällt mir ein Beispiel ein: Da gibt es eine Hörspielproduktion vom Südwestfunk, da war ich eine von zig Rollen. Die ist auch schon fünfzehn oder zwanzig Jahre auf dem Markt. Dadurch, dass ich HERR DER RINGE nie gelesen habe und solche Geschichten mir völlig fremd waren kam ich auch gar nicht in diesen Text rein. Meine Frau hatte das Buch, und das musste ich wirklich lesen, um zu wissen: Womit habe ich es zu tun?

Aber ansonsten gibt es das nicht wie beim Theater, dass man sich auf eine Rolle vorbereitet in dem man Sekundärliteratur liest oder wenn man im Fernsehen einen Rollstuhlfahrer spielt, dass man irgendwie mal eine zeitlang im Rollstuhl durch die Gegend fährt. Das macht auch nicht jeder Schauspieler, aber gewissenhafte tun das. Als ich früher noch Fernsehen gemacht habe, war das so, dass ich häufig die Bösewichter gespielt habe. Rocker und Schläger und so. Jan Fedder und ich, wir waren immer die Rocker vom Dienst und da habe ich mich natürlich nicht im Rockermilieu herumgetrieben und geguckt wie sind die. Ich habe nur gehört wie die sprechen, dass schon. In Kneipen in Sankt Pauli beispielsweise.

Oder bei Dialekten, wenn man nicht mehr so genau weiß, wie Berlinisch oder Hessisch klingt, dann hört man da mal rein. Aber bei LARRY BRENT habe ich mich nicht vorbereitet, da müsste ich Lügen. Das kam spontan und da hatte ich gleich ein Bild von dem vor Augen, wie der so sein könnte.


Larry Brent Hörbuch Nr. 2FH: Ich habe mir das immer schwieriger vorgestellt hinter dem Mikro zu stehen und eine Rolle nur zu sprechen, anstatt auf der Bühne, wo man mit dem ganzen Körper agieren kann.

RS: Ja, aber das ist auch ganz unterschiedlich. Es gibt Kollegen die sitzen lieber. Bei Frau Körting war das so, da haben alle an einem Tisch gesessen. Ich fand das nie so schön. Manchmal ist auch der Kollege, mit dem man eine Szene hat, gar nicht anwesend. Bei LARRY BRENT hatte ich das Glück, dass Heidi Schaffrath und Henry König anwesend waren. Die Technik heißt ja "Ixen". Da ist man alleine und die Kollegen sind schon aufgenommen oder werden danach halt aufgenommen und man muss sich dann vorstellen was die dann sagen. Das fand ich ziemlich blöde und deshalb habe ich das nicht so gerne gemacht.

Ich bin jemand der mit dem Körper mit agiert. Ich kann das gar nicht anders. Wenn Larry Brent außer Atem ist, dann bewege ich mich vorher etwas und wenn er sich setzt, dann versuche ich vor dem Mikro etwas abzutauchen. Wenn er die Knarre hebt, dann strecke ich den Arm aus und ziele in die Luft, wo die Kollegen schon denken, was macht der denn da für Faxen? Wenn ich da steif stehen würde, würde mir die Sache erheblich schwerer fallen.


FH: Was macht Ihrer Meinung nach, die Faszination die LARRY BRENT-Serie aus? Warum erfreut sie sich immer noch wachsender Beliebtheit?

RS: Ja, da muss ich ganz ehrlich sagen: Das entzieht sich meiner Kenntnis. Davon abgesehen habe ich mich natürlich sehr über die Hörspiele und ihren Erfolg gefreut aber war auch manchmal genervt. Damals war es so, da hatte man eine Produktion und dann war die abgehakt und dann kam das Nächste und so weiter. Ich hatte LARRY BRENT längst vergessen, das Honorar seit langem ausgegeben und da kamen dann plötzlich Anrufe, die wollten die Stimme von LARRY BRENT hören. Das war eigentlich ganz lieb gemeint. Das waren Fans, die mir die Treue gehalten und die Sachen auch gekauft haben. Irgendwann war es aber einfach zuviel, weil es dann auch an meine Freizeit ging. Die Leute haben mich teilweise gefragt: "Kannst Du mir nicht mal eine Geburtstagskarte schreiben? Oder schreib mir doch mal aus dem Urlaub." Und, und, und. Das geht einfach nicht, ich bin nur ein Schauspieler. Dann haben mich auch welche besucht in Hamburg und haben bei mir geklingelt. Manchmal war mir dieser Fan-Andrang zuviel. Da ist dann auch meine Frau, die gleichermaßen genervt war, wenn wir abends in Ruhe essen oder fernsehen wollten, ans Telefon gegangen und hat gesagt: "Jetzt ist Schluss. Das ist alles zwanzig Jahre her und jetzt ist Feierabend."

Ich freue mich, wenn ich irgendwo eine Hörspielproduktion habe und da welche sitzen, die früher zu dieser Fangemeinde gehört haben und mich fragen, ob ich die alten Hörspiele unterschreiben oder widmen kann. Woher der Erfolg kommt kann aber ich nicht sagen, da ich nicht solche Literatur gelesen habe. Ich kann mich nur an JERRY COTTON aus meiner Zeit erinnern, das waren ja auch Groschenhefte, die habe ich als Kind durchaus verschlungen. Aber diese Groschenliteratur, das meine ich gar nicht abwertend, die hat sich mir nie so erschlossen. Ich war dann ganz schnell bei Karl May und Edgar Wallace, die ich auch gruselig finde und dann habe ich ziemlich früh angefangen mit Theaterliteratur, weil ich mit siebzehn auf die Schauspielschule gegangen bin. LARRY BRENT war für mich die erste Berührung mit dieser Trashkultur. Das habe ich auch gar nicht so als Trash empfunden, ich dachte mir nur, das sind ja sehr verrückte und fantasievolle Geschichten. Das ist ein bisschen wie Graf Dracula früher.

Das habe ich auch ganz gerne gesehen im Kino, als ich sechzehn oder siebzehn war. Die waren ja meist ab achtzehn und ich habe mich da reingeschmuggelt und die Dracula-Filme gesehen, mit Christopher Lee oder einen Western, wie "Eine Handvoll Dollar". Das waren so Sachen, die ich dann ganz toll fand. Bei LARRY BRENT gab es dann ja auch Geschichten, wo es mal um einen Vampir ging oder so eine Art Frankenstein. Und warum sollte man das nicht verquicken mit einer modernen Figur aus der Neuzeit im Dienst eines fiktiven Geheimdienstes. Das sind keine realen Geschichten wie der Irak-Krieg, sondern eben Fantasy. Diese Kombination aus Fantasy und Realtität, war eben neu und es hat uns Schauspielern allen sehr viel Spaß gemacht, insofern dass man der Fantasie freien Lauf lassen konnte. Da hat Henry dann diesen russischen Akzent von Iwan gesprochen (Rainer Schmitt imitiert am Telefon den Tonfall seines Kollegen). Wie gesagt, ich wäre da, glaube ich, nie freiwillig zu gekommen.

Ich kann mir den Erfolg von LARRY BRENT nur so erklären, dass die Kassetten in einem Alter gehört wurden, wo Jugendliche das so gruselig fanden, dass ihre Fantasie da bedient wurde und sie sich das alles vorstellen konnten und deshalb auch ganz schlecht geschlafen oder sich gefreut haben, dass das Böse (ungekürzter Versprecher von Rainer Schmitt) immer gesiegt hat in Form von Larry Brent. Ich kann mir ansonsten den Erfolg gar nicht so erklären, außer, dass das in einem bestimmten Alter die Fantasie angestachelt hat, was ja auch ganz prima ist. Das ist ja mit Karl May und Edgar Wallace ganz genauso. Das sind ja auch unglaubwürdige Geschichten die trotzdem fesseln. Und die nächst jüngere Generation hat sich an LARRY BRENT eben mehr erfreut als an Karl May oder Edgar Wallace. Bei DREI FRAGEZEICHEN und TKKG kann ich das noch mehr verstehen, weil das ja Jugendliche sind die das erleben und man sich mit denen identifiziert hat als junger Mensch. Das ist ja auch der große Erfolg von Pippi Langstrumpf, wo jedes Kind gesagt hat: "Ich möchte gern wie Pippi sein. Lügen, dass sich die Balken biegen ohne dafür bestraft zu werden."

Warum heute LARRY BRENT noch Kult ist, warum heute noch Leute in der Werbung, mit denen ich zu tun habe, sagen: "Ich kenn dich als Larry Brent. Das war mein Liebstes als ich jung war und das hör ich immer noch." Da bin ich erstaunt drüber.


FH: Welche Arbeit bevorzugen sie persönlich am liebsten? Die als Schauspieler auf der Bühne, vor der Kamera oder hinter dem Mikro?

RS: Meine Lieblingsarbeit ist eigentlich immer das Theater gewesen. Was ich schon lange nicht mehr mache, leider, weil ich auch keine Verbindungen mehr zum Theater habe. Für mich ist das Schönste wochenlange Proben zu haben, in eine Figur hineinzuschlüpfen und sich komplett zu verändern. Was man ja, wenn man vor dem Mikrofon steht, in der Kürze der Zeit nur hat, indem man sich mit dem Produzenten kurz abspricht und dann ist das Mikro auf und man spricht los. Im Theater, weil Sie das vorhin ansprachen mit der Vorbereitung auf LARRY BRENT, muss man sich natürlich vorbereiten. Man verändert die Stimme, die Haltung, das Wesen und den Charakter. Man schlüpft in die Rolle eines ganz anderen Menschen. Beim Theater nähert man sich über Wochen der Figur, um dann vor lebendigem Publikum zu spielen, was eine sehr schöne Sache ist, weil man mit Applaus bedient wird. Und das Ensemble der Schauspieler wächst im Laufe der Zeit zusammen wie eine Familie.

Meine zweitliebste Arbeit war immer der Audio-Bereich. Der Hörfunk und gleichermaßen die anderen Audiomedien, wie CD und MC und als Drittes das Fernsehen. Da habe ich mich nie so wohl oder souverän gefühlt und deshalb mache ich auch kein Fernsehen mehr.


Burg Frankenstein Nr. 1FH: Mittlerweile kann man Sie ja wieder häufiger in Hörspielen hören. Da wären zum einen die BURG FRANKENSTEIN-Hörspiele von Dreamland, wo sie den Reporter Robert Nordan sprechen, der vom Charakter ja schon stark an Larry Brent erinnert, aber auch in den Hörspielen von LAUSCH (welche auch die LARRY BRENT-Hörbücher produzieren) sind Sie mittlerweile öfter vertreten.

RS: Ich hätte mir gewünscht, dass die von LAUSCH mich öfters nehmen, für die Hörspiele, weil mir das sehr viel Spaß gemacht hat. Aber ich denke die waren etwas sauer, weil ich meine Gage bei LARRY BRENT in die Höhe getrieben habe. Aber die Hörspielsache war gut bezahlt und ich mache ja gerne Hörspiele, aber da kam dann nichts mehr.


FH Ist hörspieltechnisch anderweitig was in Planung? Von BURG FRANKENSTEIN sollen ja noch zwei Folgen herauskommen, ist da was in Planung?

RS: Da habe ich nichts von gehört. Das letzte was ich gemacht habe, war bei Thomas Tippner. Da hatte ich eine ganz schöne Rolle, aber die stirbt am Ende. Es geht aber weiter, nur ich starb leider, was ich sehr schade fand, ich hätte mir gewünscht eine Rolle zu haben, die durchgehend gewesen wäre. Sonst mache ich für Kinder noch DIE OLCHIS, was mir sehr viel Freude macht. Das sind so kleine Viecher, die auf Müllkippen leben und kleine Kinder finden die toll, weil die allerlei Schweinkram machen und mit stinkenden Sachen spielen. Alles was Kinder nicht dürfen, das dürfen die Olchis.


FH: Welche Rolle wäre Ihr persönlicher Traum, was oder wen würden sie am liebsten mal sprechen? Welches Genre bevorzugen Sie?

RS: Das ist eine Frage, wenn Sie die mehreren Schauspielern stellen, bekommen sie die gleiche Antwort. Wenn sie Henry (König) fragen antwortet der dasselbe. Eigentlich mögen wir alles gerne und ich könnte gar nicht sagen, was ich am liebsten machen würde.

Wenn LARRY BRENT wieder als Hörspiel bei EUROPA herauskäme und Douglas (Welbat) die Bücher schreiben würde, würde ich mich ehrlich freuen, weil das wirklich Spaß gemacht hat. Oder wenn Frau Körting mal angefragt hat wegen DREI FRAGEZEICHEN, was ganz selten vorkommt, dann habe ich das auch gerne gemacht.

ch habe neulich mal gedacht, was ich wirklich gerne mal machen würde, wäre gute Krimis zu lesen, die aber in der Realität spielen. Und da hätte ich große Lust alle MAIGRET-Romane zu lesen, von George Simenon. Aber das hat jetzt schon irgendein Kollege angefangen.

Aber auf die Frage was ich gerne lesen würde ... Es kommt drauf an, wenn mir jemand einen guten Fantasy-Stoff anbieten würde, der blendend geschrieben ist, wie HERR DER RINGE, würde ich auch den gerne lesen.

HARRY POTTER, zum Beispiel, macht der Kollege ja gigantisch gut, dahinter kann man nur vor Neid erblassen.

Wie gesagt, es muss einfach nur gut geschrieben sein. Die Ideen die dieser Dan Shocker, Jürgen Grasmück, hatte, die Fantasie ist richtig toll, darum beneide ich ihn. Darauf muss man erst mal kommen. Und wenn er noch richtig gut hätte schreiben können, und damit meine ich nicht die Geschichten, die sind ja gut, sondern das Deutsch. Das gibt es aber auch oft in der zeitgenössischen Literatur. Da wird ein Buch empfohlen, dass kaufe ich mir dann und denke, die Geschichte ist ganz, ganz toll und die Charakteren sind wunderbar, ich kann mir alles prima vorstellen, aber es ist kein gutes Deutsch. Also es ist sprachlich nicht so ausgefeilt. Und da ist man als Schauspieler, glaube ich, etwas kritischer, als der "normale" Leser.


FH: Sind Sie privat auch ein Hörspiel-/Hörbuch-Fan oder lesen Sie lieber selber?

RS: Doch ja, ich höre sehr gerne Hörbücher. Vor Allem im Auto. Ich höre fast jeden Morgen Hörbücher, wenn ich nach Hamburg zur Arbeit fahre. Ich wohne auf dem Lande, außerhalb von Hamburg und freue mich jeden Morgen wenn ich eine Stunde Literatur hören kann. Ich habe auch etliche Hörbücher zu Hause, die ich gern höre. Wobei, wie gesagt, ich kein Fantasy-Freund bin.


FH: Haben Sie eigentlich feste Arbeitszeiten?

RS: Nicht direkt. Ich bin tagsüber in Hamburg, in verschiedenen Tonstudios, aber das ist sehr unterschiedlich. Heute hatte ich einen freien Tag, da bin ich an der Ostsee spazieren gegangen. Aber ansonsten ist das so, dass ich an einem Tag in zwei oder drei verschiedenen Studios bin, zwischendurch trinke ich mal irgendwo eine Kaffee. Das meiste was ich dann da mache ist natürlich Werbung und Synchron, oder einen Kommentar für einen Dokumentarfilm. Für ARTE mache ich jeden Donnerstag die Sendung CHIC, da bin ich so der verbindende Moderator aus dem Off.


FH: Rainer Schmitt, ich bedanke mich herzlich für das Interview, und dass Sie sich die Zeit genommen haben meine Fragen zu beantworten.

RS: Gerne, Sie nehmen sich ja auch die Zeit meine Hörbücher anzuhören.

Das Interview führte Florian Hilleberg telefonisch für http://www.literra.info