Vampir-Horror-Roman Nr. 211: Sein erstes Opfer
|
Prolog - Aus der Ferne schallte traurig der Ruf eines Tiers durch die Nacht.
Victoria Winters spürte wie sie eine Gänsehaut bekam. Sie saß
am Kamin in der riesigen Bibliothek und hielt ein zerlesenes, vergilbtes
Tagebuch auf den Knien. Der eisige Februarwind heulte ums Haus, so daß
die Fensterläden klapperten. Victoria sah, wie die roten geschlossenen
Gardinen sich sanft bewegten. Sekundenlang war sie versucht aufzustehen und
sich zu vergewissern, daß sie allein war, dann rief sie sich energisch
zur Vernunft. Auch eine unheimliche Stimmung durfte einen nicht dazu verleiten,
an Gespenster zu glauben. Abermals erklang der Ruf jenes Tiers, nicht mehr
so laut wie vor wenigen Minuten, jedoch verzweifelter, wie in höchster
Todesnot. Victoria war entschlossen, sich von ihren Nerven keinen Streich
spielen zu lassen. Sie blickte in das flackernde Feuer und grübelte,
schließlich wandte sie sich wieder dem Tagebuch vor. Es enthielt die
Familiengeschichte der Collins', und wie in jeder Familiengeschichte ging
es auch hier beinahe ausschließlich um Katastrophen und Todesfälle.
Wer sensibel war, konnte bei einer solchen Lektüre durchaus
überempfindlich und unter Umständen auch nicht besonders intelligent
reagieren. Die Collins' waren um das Jahr 1700 in diese kleine Stadt an der
Küste des Staates Maine gekommen, und bis dahin reichte die Chronik
zurück. Der Verfasser war Jonas Collins, und er hatte eine Menge
mitzuteilen, was Victoria bis zu diesem Augenblick unbekannt gewesen war.
von Marilyn Ross, erschienen 1977, Titelbild: N. Lutohin
Rezension von
Stefan
Schrage:
Kurzbeschreibung:
Seit Generationen lebt die Familie Collins auf einem großen Anwesen
an der Südostküste des US-Bundesstaates Maine. So auch Margaret
Collins, die um 1900 mit ihrem Mann Jonas, den beiden Kindern und einigen
Domestiken in der Villa von Collinwood lebt. Eines Abends taucht dort Barnabas
Collins auf, ein Vetter von Margarets Mann Jonas, der direkt aus England
gekommen ist und mietet sich in dem ehemaligen Herrenhaus auf Collinwood
ein. Margaret ist sehr beeindruckt von dem neuen Verwandten und auch ihre
Tochter Greta ist erfreut und hingerissen von dem Familienmitglied aus England.
Allerdings pflegt Vetter Barnabas einen eigenartigen Lebensstil zu führen.
Angeblich beschäftigt er sich mit schwierigen wissenschaftlichen
Experimenten und ist am Tag nicht anzutreffen. Erst nach Sonnenuntergang
taucht er dann auf und nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. So
läßt er es sich auch nicht nehmen, Tochter Greta, die seit der
Geburt auf den Rollstuhl angewiesen ist, in den Garten hinauszufahren. Jedesmal
ist Greta ermattet von dem abendlichen Ausflug und an ihrem Hals sind jedesmal
zwei kleine Wunden, die Margaret zunächst für Insektenstiche
hält. Im Laufe der Zeit jedoch kommt Margaret hinter das dunkle Geheimnis
von Vetter Barnabas, der ein Vampir und mit jenem Barnabas Collins identisch
ist, der hundert Jahre zuvor bei Nacht und Nebel Collinwood verlassen hatte
und nach England emigrierte, nachdem seine Liebe tragisch endete und seine
Verlobte sich von den Klippen ins Meer stürzte. Auch Margaret wird in
die unheimlichen Ereignisse um Vetter Barnabas, die sich im Laufe der
nächsten Jahre zutragen, verwickelt. Während Barnabas' Anwesenheit
verschwinden junge Mädchen aus dem nahegelegenen Fischerdorf Collinsport
und auch fällt eine von Margarets Zofen dem unheimlichen Verwandten
aus England zum Opfer. Als Margaret hinter das schreckliche Geheimnis von
Vetter Barnabas kommt, ist sie fest entschlossen, vor allem ihre Tochter
Greta und ihr Adoptivkind Judith vor den unheimlichen Barnabas zu schützen.
Doch ihm kann nicht nachgewiesen werden, dass er wirklich etwas mit den
geheimnisvollen Todesfällen zu tun hat, die sich immer wieder in und
um Collinwood ereignen. Als schließlich Greta an einer schweren Krankheit
stirbt und Judith, die Barnabas heiraten wollte, letztendlich ihren Freund
Jim ehelicht und mit ihm nach Boston zieht, ist Barnabas Collins genau so
schnell aus Collinwood verschwunden wie er Jahre zuvor aufgetaucht ist...
Meinung:
Vorliegender Roman ist eine Neuauflage des ersten Bandes einer Mini-Subserie
aus der Vampir-Horror-Roman-Reihe aus den 70er Jahren. Diese Subserie war
von Februar bis Dezember 1977 unter dem Titel "Barnabas der Vampir" mit insgesamt
neun (?) Romanen erschienen. Diese Romane unterschieden sich darin, dass
die Autorin Marilyn Ross hier "sanften" Grusel walten ließ und
weitestgehend auf Action- und Splatterszenen verzichtete. Die Story ist als
Familienchronik aufgebaut und der Hauptprotagonist, Barnabas Collins, von
dem der Leser weiß, dass er ein Geschöpf der Finsternis ist, ist
nicht wirklich ein Guter aber auch kein wirklich Böser. Der Schreibstil
des Barnabas-Romans erinnert an die sogenannten Romantic-Thriller oder die
Romanserien wie "Mitternachts-Roman" oder "Geheimnis-Roman", die der Bastei
Verlag vor allem in den 80er Jahren für die weiblichen Leser konzipierte.
Mir gefiel der vorliegende Roman sehr gut, und ich gebe ihm satte 4 Kreuze
Besonderheiten:
Erster (!) offizeller Roman innerhalb der VHR-Serie mit dem Zusatz "Barnabas
der Vampir"
Der Roman erschien im Februar 1977.
Erneut erschien der Roman 1991 als Dämonen-Land
Nr.
43.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auf dem von Luhotin gemalten Cover ist der grüngesichte Vampir hier
und auch auf den folgenden "Barnabas"-Romanen zu sehen. Ich kann nicht einmal
genau sagen, ob mir das Cover gefällt oder nicht. Jedoch sind dieses
und alle folgenden Titelbilder markant für die VHR-Romane mit Barnabas
Collins. Die Szene kommt so im Roman nicht vor. Vielleicht soll das junge
Mädchen Greta Collins darstellen. Der Vampir ist jedenfalls m. E. nicht
Barnabas Collins, da er in den Romanen anders beschrieben ist. Trotzdem ist
es ja kein schlechtes Cover und bekommt von mir 2 Kreuze
Coverbewertung: