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Victoria Winters ging zum Fenster und stieß die Läden auf.
Nachdenklich betrachtete sie den gepflegten Rasen vor Haus Collinwood, auf
den an diesem trüben Nachmittag im Juni der Regen niederströmte.
Ann wandte sie sich um zu dem Mann, der hinter ihr an der Tür geblieben
war. "Hier ist alles staubig", sagte sie. "Passen Sie auf, daß Sie
sich nicht schmutzig machen." Der Mann war klein und dick und trug einen
grauen Anzug. Er handelte mit Antiquitäten und kann jedes Jahr mindestens
einmal von Bangor nach Collinsport. Er hieß Smallwood, und seinetwegen
war Victoria auf den Speicher gestiegen. "Ich bin immer vorsichtig",
erklärte er und blickte sich neugierig um. "Bestimmt liegen hier die
kostbarsten Raritäten verborgen, und Mrs. Stoddard hat sie mir die ganze
Zeit vorenthalten." Victoria Winters lächelte skeptisch. Sie hielt es
für unwahrscheinlich, daß es zwischen dem Gerümpel dieses
Hauses mit seinen vierzig Zimmern noch Schätze geben sollte, die der
Entdeckung harrten. Sie glaubte zu wissen, was es hier zu finden gab. Immerhin
lebte sie seit einigen Jahren in diesem Gebäude an der Küste von
Maine, zuerst als Hauslehrerin, später als Gesellschafterin von Elisabeth
Stoddard, die das Oberhaupt von Familie Collins war. Mittlerweile verband
die beiden Frauen eine herzliche Freundschaft, dabei waren sie nicht nur
äußerlich sehr verschieden. Victoria war jung und hellblond. Elisabeth
Stoddard erheblich älter, aber nach wie vor eine Schönheit mit
dunklen Haaren und dunklen Augen. Victoria war in Armut aufgewachsen und
hatte ihre Eltern nie gekannt, während Elisabeth den reichsten Clan
in der näheren und weiteren Umgebung angehörte. Trotzdem hatten
die beiden Frauen einander auf Anhieb sympathisch gefunden.