Vampir-Horror-Roman Nr. 220: Der Vampir aus den Bleikellern

Vampir-Horror-Roman Nr. 220: Der Vampir aus den Bleikellern


ausgemergelten Arme aus den Eisenringen zu winden, die ihn an die Kerkerwand fesselten. Er zerrte so heftig, daß an den Gelenken die Haut platzte. Blut rieselte aus den Wunden, lief über die hochgereckten Arme und tropfte auf die nackte Brust des Eingekerkerten. Dieser Anblick machte den Vampir nur noch gieriger. Vor einer Minute war er einfach durch die Wand gekommen, und nun näherte er sich langsam seinem Opfer. Seine gelblichen Augen mit den geschlitzten Pupillen hatten einen lüsternen Ausdruck. Der Gefangene begann zu schreien. Das machte keinen Eindruck auf Negromorte, den furchtbaren Blutsauger, der seit Monaten in den Bleikellern von Venedig sein Unwesen trieb. Hier, in dem gefürchteten Staatsgefängnis, hatte er bereits Dutzende von Opfern gefunden: Mörder, Straßenräuber, Diebe. Ja, Negromorte, der Vampir, war wählerisch. Schon lang genügte es ihm nicht mehr, das Blut gewöhnlicher Menschen zu trinken. Er brauchte das Blut von Verbrechern. Denn mit dem Blut trank er zugleich das Böse, das in diesen Menschen steckte. Um selbst noch gemeiner und noch gefährlicher zu werden. Bösartiger als ein reißendes Raubtier. Noch nie hatte die Erde einen Vampir wie Negromorte gesehen. Er war das Nonplusultra der Teuflischen. Und bis jetzt hatte niemand versucht, seinem entsetzlichen Treiben ein Ende zu machen. Sicher- die Gefangenen, die in diesem Jahr 1677 in den Bleikellern untergebracht waren, fürchteten den Henker und seinen Gehilfen wie die Pest. Wussten sie doch alle, daß sie früher oder später am Galgen baumeln würden. Doch noch mehr fürchteten sie Negromorte, der dem Henker oft die Arbeit ersparte.


von John P. Vanda, erschienen 1977, Titelbild: Sanjulian
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Sanjulian-Motiv stammt ursprünglich vom Cover des spanischen Horror-Roman-Taschenbuchs "Seleccion Terror" Nr. 10:

"Seleccion Terror" Nr. 10


Und ein weiterer Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Wolfgang Trubshaw:
Das gleiche Cover wurde auch auf dem Gespenster-Krimi Nr. 585 verwendet:

Gespenster-Krimi Nr. 585: Im Tempel der Schatten