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ausgemergelten Arme aus den Eisenringen zu winden, die ihn an die Kerkerwand
fesselten. Er zerrte so heftig, daß an den Gelenken die Haut platzte.
Blut rieselte aus den Wunden, lief über die hochgereckten Arme und tropfte
auf die nackte Brust des Eingekerkerten. Dieser Anblick machte den Vampir
nur noch gieriger. Vor einer Minute war er einfach durch die Wand gekommen,
und nun näherte er sich langsam seinem Opfer. Seine gelblichen Augen
mit den geschlitzten Pupillen hatten einen lüsternen Ausdruck. Der Gefangene
begann zu schreien. Das machte keinen Eindruck auf Negromorte, den furchtbaren
Blutsauger, der seit Monaten in den Bleikellern von Venedig sein Unwesen
trieb. Hier, in dem gefürchteten Staatsgefängnis, hatte er bereits
Dutzende von Opfern gefunden: Mörder, Straßenräuber, Diebe.
Ja, Negromorte, der Vampir, war wählerisch. Schon lang genügte
es ihm nicht mehr, das Blut gewöhnlicher Menschen zu trinken. Er brauchte
das Blut von Verbrechern. Denn mit dem Blut trank er zugleich das Böse,
das in diesen Menschen steckte. Um selbst noch gemeiner und noch
gefährlicher zu werden. Bösartiger als ein reißendes Raubtier.
Noch nie hatte die Erde einen Vampir wie Negromorte gesehen. Er war das
Nonplusultra der Teuflischen. Und bis jetzt hatte niemand versucht, seinem
entsetzlichen Treiben ein Ende zu machen. Sicher- die Gefangenen, die in
diesem Jahr 1677 in den Bleikellern untergebracht waren, fürchteten
den Henker und seinen Gehilfen wie die Pest. Wussten sie doch alle, daß
sie früher oder später am Galgen baumeln würden. Doch noch
mehr fürchteten sie Negromorte, der dem Henker oft die Arbeit
ersparte.
Und ein weiterer Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Wolfgang Trubshaw:
Das gleiche Cover wurde auch auf dem Gespenster-Krimi Nr. 585
verwendet: