Vampir-Horror-Roman Nr. 232: Die Moortoten

Vampir-Horror-Roman Nr. 232: Die Moortoten


John Delano Fry, Exsenator von Florida, politischer Hansdampf in allen Gassen und Multimillionär, saß auf der Terrasse seines eleganten Hauses in Palm Beach. Er hatte ein Cocktailglas in der Hand. Eleanor, seine dritte Frau, leistete ihm Gesellschaft. Leise Stereomusik berieselte die beiden. Eleanor, eine rothaarige Schönheit, die früher Filmschauspielerin gewesen war, schaute beunruhigt in den blühenden, parkähnlichen Garten. Fry wies sie zurecht. "Was starrst du dauernd den Busch da drüben an, Eleanor? Du hörst überhaupt nicht zu, was ich sage. Also: ich habe schon viele politische Krisen erlebt, aber diese Maywood- Affäre ist wirklich..." Eleanor unterbrach ihn. "In dem Bougainvilleabusch dort hinten ist jemand. Die Ranken werden immer wieder bewegt. John ich habe Angst. Laß uns ins Haus gehen." Fry lächelte ärgerlich. "Ach was, du phantasierst. Unser Grundstück ist mit den besten Alarmanlagen gesichert. Es ist unmöglich, daß hier jemand unbefugt eindringt. Außerdem bin ich bewaffnet." Der Exsenator klopfte auf den Griff der Pistole in der Schulterhalfter unter seinem tadellos sitzenden weißen Jackett. Frys politische Laufbahn war stellenweise recht zwielichtig. Er hatte Feinde, deshalb hielt er es für gut, mit einer Pistole herumzulaufen. Er schaute zu der Bougainvillea hinüber, die an einem Klettergerüst rankt. Ein paar von den rosavioletten Blüten bewegten sich tatsächlich. Fry erhob sich. Es war schon nach neun Uhr abends, aber jetzt im Juli noch taghell. Grillen und Zikaden zirpten in dem gepflegten Garten.


von Earl Warren, erschienen 1977, Titelbild: Nikolai Lutohin