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Vollmond war und eine kalte, unwirtliche Nacht obendrein. Nebelfetzen krochen
geisterhaft über die Landstraße und umringten in spukhaften
Tänzen die alten Bauernhäuser. Hermann Leitner, siebzig Jahre alt
und vom Leben so schwer geknechtet, daß er nur noch gekrümmt seiner
Wege gehen konnte, sah noch einmal nach dem Vieh im Stall. Die acht Kühe
- der ganze Stolz des Leitnerhofes - waren nervös. Sie zerrten an den
Ketten, scharrten mit den Hufen über den schmutzigen Stallboden und
stießen immer wieder ein ängstliches Brüllen aus. Ihre
großen Augen folgten dem alten Mann, der sie mit murmelnden Worten
zu beruhigen versuchte. Nicht einmal bei Gewitter gebärdeten sich die
Tiere so, wie in dieser Vollmondnacht. Sie schienen Unheil zu wittern. Der
alte Leitner gab den Kühen zu saufen, zog dann seine Weste um den Hals
zusammen und verließ den Stall. Ein unheimliches Flüstern empfing
ihn, hüllte ihn ein, schien ihn mit klebrigen Fingern zu berühren.
Dem alten Mann trat der Schweiß auf die Stirn. Seine Nerven begannen
zu vibrieren. Ohne nach links oder rechts zu sehen, überquerte er den
Hof, der vor vielen Jahren einen Fluch auf sich geladen hatte. Als Leitner
die Hofmitte erreicht hatte, rief jemand seinen Namen. Erschrocken drehte
er sich um. Zwei helle Flecken zeichneten sich an der Stallmauer ab.
Fluoreszierend. Sich bewegend. Schimmernde Gestalten waren es, mit Armen
und Beinen und Köpfen, in denen rote, feindselige Augen glühten.
Leitner blieb die Luft weg.