Vampir-Horror-Roman Nr. 259: Der Leichenacker

Vampir-Horror-Roman Nr. 259: Der Leichenacker


Vollmond war und eine kalte, unwirtliche Nacht obendrein. Nebelfetzen krochen geisterhaft über die Landstraße und umringten in spukhaften Tänzen die alten Bauernhäuser. Hermann Leitner, siebzig Jahre alt und vom Leben so schwer geknechtet, daß er nur noch gekrümmt seiner Wege gehen konnte, sah noch einmal nach dem Vieh im Stall. Die acht Kühe - der ganze Stolz des Leitnerhofes - waren nervös. Sie zerrten an den Ketten, scharrten mit den Hufen über den schmutzigen Stallboden und stießen immer wieder ein ängstliches Brüllen aus. Ihre großen Augen folgten dem alten Mann, der sie mit murmelnden Worten zu beruhigen versuchte. Nicht einmal bei Gewitter gebärdeten sich die Tiere so, wie in dieser Vollmondnacht. Sie schienen Unheil zu wittern. Der alte Leitner gab den Kühen zu saufen, zog dann seine Weste um den Hals zusammen und verließ den Stall. Ein unheimliches Flüstern empfing ihn, hüllte ihn ein, schien ihn mit klebrigen Fingern zu berühren. Dem alten Mann trat der Schweiß auf die Stirn. Seine Nerven begannen zu vibrieren. Ohne nach links oder rechts zu sehen, überquerte er den Hof, der vor vielen Jahren einen Fluch auf sich geladen hatte. Als Leitner die Hofmitte erreicht hatte, rief jemand seinen Namen. Erschrocken drehte er sich um. Zwei helle Flecken zeichneten sich an der Stallmauer ab. Fluoreszierend. Sich bewegend. Schimmernde Gestalten waren es, mit Armen und Beinen und Köpfen, in denen rote, feindselige Augen glühten. Leitner blieb die Luft weg.


von Brian Ford, erschienen 1978, Titelbild: N. Lutohin