Vampir-Horror-Roman Nr. 261: Das Dorf des Grauens - Im Wald der Verdammten

Vampir-Horror-Roman Nr. 261: Das Dorf des Grauens - Im Wald der Verdammten


Die Straße verschwamm vor mir. Ich klammerte mich unwillkürlich an das Lenkrad und schüttelte den Kopf. Alles klärte sich ein wenig. Erschrocken fuhr ich an den Straßenrand und hielt mit kreischenden Reifen. Die Sonne blendete mich. Einen Augenblick sah ich fast gar nichts durch die verstaubten Scheiben. Es war drückend heiß, trotz des offenen Fensters. Ich schüttelte erneut den Kopf und löste zitternd den Gurt. Einen Augenblick länger, und ich wäre am Steuer eingeschlafen! Das Entsetzen lockerte den Griff der lähmenden Müdigkeit. Ich stieg aus. Verwundert dachte ich: Wie komme ich auf diese Landstraße? Weit und breit war niemand. Die Landschaft wirkte irgendwie unreal. Aber das lag wohl mehr an meinem Zustand. Die Benommenheit schwand nur langsam. Ich sollte auf der Autobahn sein, nicht weit von München. Und ich hatte nicht vor, sie vor ihrem Ende zu verlassen. Das mußte bereits tief in den Bergen sein, knapp zwanzig Kilometer vor Garmisch. Das hatte ich mir nach der Karte ausgerechnet. War ich so gedankenlos gefahren, daß ich das Autobahnende nicht mitbekommen hatte, müde wie ich war? Schon möglich. Nicht ganz vorstellbar, daß ich in keinem Graben gelandet war, aber immerhin denkbar. Ich versuchte mich zurückzuerinnern. Da war eine Autobahnraststätte - Höhendorf oder so ähnlich. Ich hatte überlegt, ob ich tanken sollte, war dann aber weitergefahren. Aber wie lange? Hier waren weder Berge, noch sah ich irgendwo die Autobahn. Ich mußte sie bereits vor einiger Zeit verlassen haben. Das Gebiet war hügelig und waldig. Hinter den ersten Kuppen glaubte ich einen Kirchturm zu erkennen. Es war wohl am besten, wenn ich zu dem Ort fuhr.


von Hugh Walker, erschienen 1978, Titelbild: N. Lutohin