Vampir-Horror-Roman Nr. 327: Hexenfluch

Vampir-Horror-Roman Nr. 327: Hexenfluch


"Die Ratten, die Ratten", murmelte Kuttner Moore und kämpfte sich weiter durch den nassen Erdboden. Doch Kuttner Moore störte sich nicht an dem eigenartigen Geruch, er war ihn gewohnt. In seiner vierzigjährigen Tätigkeit als Friedhofswächter hatte er die Meinung bekommen, der lockere, satte Erdboden sei der Träger eines jeden neuen Lebens, ob menschlich, animalisch oder pflanzlich. Mit seinen großen Pranken wischte er das Erdreich beiseite. Der Gang, den er sich gegraben hatte, endete hier, doch unaufhaltsam arbeitete Kuttner Moore sich weiter. Von weit hinten fiel das schwache Licht einer Taschenlampe, die er dort, wo sein Gangsystem noch passierbarer war, aufgestellt hatte. Es beleuchtete die tief ins Erdreich hineinragenden Wurzeln der Trauerweiden, die den großen Friedhof über ihm schmückten, die lockere Erde, die wie eine unförmige braune, nasse Masse wirkte, die Wände der Särge. Einige davon waren von Ratten durchgenagt worden, doch nur sehr wenige. Die Särge! Sein Blick verweilte einen Moment auf ihnen. Die meisten waren aus Holz, aus einfachem Sperrholz. Nur ein Teakholzsarg befand sich hier auf dem Lexington-Friedhof, das Schmuckstück seiner "Sammlung", ein wunderbar geformter, perfekt geschnitzter Gegenstand, teurer als fünfzig andere Särge zusammen. Ihn vor dem Biß der Ratten zu bewahren, war sein höchstes Ziel. "Sie werden dich nicht bekommen", murmelte Kuttner Moore.


von Olsh Trenton, erschienen 1979, Titelbild: N. Lutohin
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild-Motiv wurde später seitenverkehrt auch noch auf dem Professor Zamorra-Roman Nr. 648 verwendet:

Professor Zamorra Nr. 648: Die Stunde des Ghouls