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Sie schritt durch einen dunklen Gang. Es war kein eigentliches Gehen, vielmehr
ein Schweben, ein Dahingleiten im freien Raum einer materielosen Substanz.
Auch war es kein Gang im Sinne einer dreidimensionalen Empfindung. Sie
fühlte nur, daß sie sich durch eine Art Schlauch bewegte, ohne
daß sie diese Vermutung durch visuelle Art begründet hatte. Die
Dunkelheit, die sie umgab, war wohltuend, sie erweckte Gefühle der
Geborgenheit und Vertrautheit. Längst vergessene Empfindungen von
Zugehörigkeit erfüllten ihr Inneres. Stille herrschte, angenehme,
alles ausfüllende Ruhe. Und dennoch vernahm sie Laute, Töne, die
von überallher zu kommen schienen. Gleichzeitig aber erkannte sie, daß
die fremdartige und wohlklingende Musik in ihr selbst war, daß sie
selbst es war, durch die immer wieder die gleiche Melodie ausgestrahlt wurde.
Ihr Inneres hatte sich verändert und veränderte sich weiter. Das
Sein des bewußten Zustandes wurde ihr immer fremder. Immer mehr löste
sich ihr wahres Selbst aus den sonst unergründlichen Tiefen der
Verborgenheit. Ihre Seele löste sich los von ihrem Bewußtsein,
und sie genoß diesen momentanen Vorgang als vollendete Freiheit in
unsagbarer Lust. Nun war sie ihre Seele selbst, war identisch mit dem Unbekannten
in ihr. Unbekannt?